Allgemeines
Ein Haus - Eine Aufgabe - Eine Zukunft
Meilenstein bei der deutsch-polnischen Zusammenarbeit
"...ein Haus für Deutsche, Polen und andere Freunde und Nachbarn, das dem Gespräch darüber dienen soll, woher wir kommen, wo wir stehen und wohin wir gehen..." Präsident der Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Roman Herzog in seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung des Hauses |
|
"...ein Haus ist von Natur aus etwas Menschenfreundliches. Ein Ort, an dem sich der Mensch ungezwungen und sicher fühlen möchte..." aus dem Grußwort des Präsidenten der Republik Polen Aleksander Kwaśniewski an die Teilnehmer der Eröffnungsfeier |
Präsident der Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Roman Herzog eröffnet das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit
Die Gründung des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit im oberschlesischen Gleiwitz/Gliwice und dessen feierliche Eröffnung am 17.02.1998 sind mehr als nur ein weiterer Schritt zur Verständigung des deutschen und polnischen Volkes: Sie sind ein regelrechter Meilenstein! Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Synergie-Effekte durch Kooperation
Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit ist eine bisher einmalige, parteiübergreifende Initiative polnischer und deutscher Stiftungen, Institutionen und Organisationen. Die Initiatoren bringen mit der Gründung unseres Hauses ihre Erfahrung und ihr Know-how, ihre finanziellen wie personellen Ressourcen in einen gemeinsamen Trägerverein ein. Frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark und können mehr bewegen. In dieser Form übrigens weltweit einmalig. Meilenstein Nr.1!
Erstes bilaterales Projekt
Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit ist das erste bilaterale Projekt eines nach polnischem Recht gegründeten Trägervereins, dessen Trägerschaft deutsch und polnisch besetzt ist. Ein weiterer Meilenstein mit Modell- und Vorbild-Charakter
Ort des Dialogs und der aktiven Verständigung
Verstehen und Verstandenwerden zählen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Ihre Erfüllung ist dort besonders wichtig, wo mehrere Bevölkerungsgruppen aufeinander treffen und miteinander leben. Dies gilt in gleichem Maße für die deutsche Minderheit wie die polnische Mehrheit. Unser Haus will einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen leisten und auf allen Seiten das Bewusstsein für eine unumstößliche Tatsache wecken: Es gibt in Schlesien nur eine Zukunft - die gemeinsame! Alles, was in Schlesien geschieht, geht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen an. Schlesien, ein multikultureller Grenzraum, wird immer eine besondere Rolle in den deutsch-polnischen Beziehungen spielen.
Im Mittelpunkt - Arbeit mit den Jugendlichen
Nicht von ungefähr bildet die Jugendarbeit einen wichtigen Kern unserer Aktivitäten. Zahlreiche unserer Projekte richten sich vor allem an deutsche und polnische Jugendliche - und beziehen sie aktiv ein. Schließlich gilt auch hier: Wenn man will, dass Menschen sich verstehen, soll man sie etwas gemeinsam tun lassen. Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit ist nicht nur der Organisator, sondern auch der Koordinator interkultureller Bildungsarbeit.
Zukunftswerkstatt für ein neues Miteinander
Weil es bei uns weniger ums Reden, dafür um so mehr ums Tun geht, verstehen und sehen wir unser Haus als Zukunftswerkstatt. Als meeting point von Ideen, Fähigkeiten, unterschiedlichen Berufszweigen, Generationen und Bevölkerungsschichten. Natürlich steckt im Wort "Werkstatt" immer etwas von "Experiment" und "Labor". Dazu stehen wir! Denn Neues lässt sich zwar initiieren, nicht aber bis ins kleinste I-Tüpfelchen hinein planen. Anstelle von Perfektion setzen wir auf nachhaltige Wirkung und Inspiration.
Inhalt unserer Projekte
Die Aktivitäten unseres Hauses fördern die deutsche Minderheit in Polen und den Prozess der Integration Polens in die Europäische Union mit Beteiligung der deutschen Minderheit. Wir unterstützen den Aufbau einer zivilen Bürgergesellschaft, die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung und der Dezentralisierung, die Multikulturalität und den interkulturellen Dialog. Zahlreiche Projekte fördern die Integration Polens in die Europäische Union - selbstverständlich nur in begrenztem, möglichem Rahmen. Handelt es sich auch bei der Europäischen Union nicht etwa um ein großes Experiment, um, wenn man so will, eine riesige Zukunftswerkstatt?
Thaddäus Schäpe
ein bedeutender, unersetzlicher Mensch, der die Mission seines Lebens - Annäherung und Verständigung zwischen Deutschen und Polen - in seinem heimatlichen Oberschlesien und bei dessen Menschen gefunden hat, ist von uns gegangen. Er verinnerlichte das Prinzip einer positiven Arbeit für das gegenseitige Kennenlernen und die Entwicklung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Im Zeitraum von 1992 bis 1997 ist er Direktor des Schlesischen Büros der Friedrich Ebert Stiftung gewesen; 1998 hat er nicht nur den Anstoß zur Gründung des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz gegeben, sondern auch bei der Verwirklichung tatkräftig mitgewirkt. Das Haus ist ein einmaliger bilateraler Trägerverein, an dem polnische und deutsche Institutionen und Organisationen beteiligt sind. Thaddäus Schäpe engagierte sich mit Entschlossenheit und Begeisterung, den gesellschaftlichen Dialog zwischen den unterschiedlichen nationalen Gruppen in Oberschlesien zu verbessern. Das Haus ist somit zu einem Ort der Begegnung für Polen, Deutsche und sonstige ethnische und nationale Gruppen geworden. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Tahaddäus Schäpe im Bereich der Integration Polens in die Europäische Union. Er scheute sich niemals vor schwierigen Themen. Seiner Mission und Verantwortung getreu setzte er sich für die friedvolle Gestaltung der Zukunft zwischen Deutschen und Polen ein und realisierte entschlossen und konsequent Projekte zur Überwindung bestehender Tabuthemen der deutsch-polnischen Beziehungen. Er war zutiefst davon überzeugt, dass dies der einzige Weg zu einer tragfähigen Verständigung in vertrauensvoller Atmosphäre sei. Er wusste, dass man sich gegenüber der kulturellen Vielfalt und dem historischen Erbe Oberschlesiens öffnen muss. Zahlreiche Projekte sind auch mit dieser Zielrichtung realisiert worden. Es ging darum, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, welche es den in dieser Region Polens lebenden unterschiedlichen gesellschaftlichen und ethnischen Gruppen ermöglichen würden, eine bessere, gemeinsame Zukunft aufzubauen. Diese gemeinsame Zukunft aber lässt sich nicht bestimmen, ohne das gesamte, also auch das deutsche Kulturerbe, zu übernehmen. Thaddäus Schäpe gab die Zielrichtung an und leitete die Arbeit eines ungewöhnlichen Hauses, das zur größten und aktivsten Nichtregierungsorganisation in Oberschlesien geworden ist. Posthum wurde Herr Thaddäus Schäpe für seine Verdienste vom Präsidenten der Republik Polen mit dem Goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Thaddäus Schäpe würde es sicher nicht wünschen, dass seine langjährigen Bemühungen nun verkümmern. Wäre dem nicht so, hätte er sich aufgrund seiner schonungslosen Krankheit, gegen die er so lange und so hartnäckig kämpfte, längst zurückgezogen. Jedoch war er stets aktiv und manchmal hatte es den Anschein, als hätte er das Schlimmste bereits hinter sich gebracht. Leider war dem nicht so. Für alle Hinterbliebenen stellt sein Tod nun eine große Herausforderung dar.