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Forschungszentrum der Deutschen Minderheit
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Konferenzen

Konferenz „Auswirkungen von Verwaltungsgrenzen und ihrer Änderungen auf die Identität der Bewohner“

Die erste diesjährige wissenschaftliche Konferenz des Zentrums fand am 25. Oktober in Hindenburg (Zabrze) statt. Als Thema wurde eine für das Erhalten der Identität entscheidende Frage gestellt – nach den „Auswirkungen von Verwaltungsgrenzen und ihrer Änderungen auf die Identität der Bewohner“.

Die in der aktuellen Form in Polen existierende deutsche Minderheit entstand durch die Verschiebung der deutsch-polnischen Grenze nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch die Antwort auf die im Titel des ersten Referats vom Prof. Krzysztof Gładkowski (Ermland-Masurische Universität in Allenstein) formulierten Frage: „Wer sind wir in der wandelnden Welt?“ wird auch von anderen Grenzen – zwischen den Woiwodschaften, Gemeinden, Diözesen – beeinflusst.

Es war kein Zufall, dass zum Ort der Austragung der Konferenz Hindenburg (Zabrze) gewählt wurde. Wie das der zweite Referent, im heutigen Stadtteil Paulsdorf geborene Pfr. Prof. Kazimierz Dola (Universität Oppeln) schilderte, bildete die Gegend um das einst größte Dorf Europas schon seit dem Mittelalter ein Grenzland. Doch ein Schlüsselereignis für die Identitätsentwicklung der Bewohner war die Teilung Oberschlesiens im Jahre 1922. Einige heute zur Stadt gehörende Ortschaften sind polnisch geworden, andere – wie auch der damalige Ortskern – blieben bei Deutschland. Die Entscheidung über den Verbleib im bisherigen Wohnort oder die „innerschlesischen“ Migration war prägend für die späteren Schicksale, aber sehr oft auch für das Gefühl der Zugehörigkeit. Übrigens, die Grenze existiert bis heute als Trennlinie zwischen den katholischen Bistümern Gleiwitz und Kattowitz.

Dr. Irena Kurasz (Universität Breslau) sprach über eine völlig andere Lage der Deutschen in Niederschlesien, die nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kulturellen Grenzland geblieben sind. Einerseits existieren sie seit Jahrzehnten als eine kleine Diaspora, andererseits wurden sie viel früher als Minderheit anerkannt. Da sie aber meistens in gemischten Familien leben, übernahmen sie inzwischen viele polnische Traditionen ohne auf die eigenen Bräuche zu verzichten.

Im letzten Referat hat Dr. Marcin Jarząbek (Jagiellonen-Universität Krakau) präsentierte seine Erfahrungen und Ergebnisse, die er bei Verwendung der Methode Oral History im alten deutsch-polnischen Grenzgebiet erreicht hat. Gleichzeitig unternahm er den Versuch mögliche Antworten auf die Frage nach dem Einfluss der „alten Grenze“ auf die Identität der jungen, aber auch den künftigen Generationen zu stellen.

Eine lange und teilweise sehr emotionale Diskussion bewies, dass das gewählte Thema immer noch für viele Einwohner der Region von großer Bedeutung ist.

       




Konferencja „Czego jeszcze nie wiemy o losach Niemców w Polsce po 1945 roku?“

Die zweite für das Jahr 2016 vorgesehene Konferenz fand am 17. November in Oppeln statt. Der Titel „Was wir noch über das Schicksal der Deutschen in Polen nach 1945 wissen sollten?“ war Programm. Die Antwort, bzw. die Antworten, darauf sind gleichzeitig Wegweiser für die weiteren Aktivitäten des Forschungszentrums der Deutschen Minderheit.

Im ersten Vortrag konzentrierte sich Prof. Piotr Madajczyk (Polnische Akademie der Wissenschaften) auf die Bestimmung der Forschungsgebiete, die bisher wenig erforscht worden seien. Seiner Überzeugung nach gebe es vier solche Themen, die auf eine vertiefte Analyse warten. Es gehe um Faktoren, die auf verschiedene Weise Einfluss auf die zurückgebliebene deutsche Bevölkerung hätten: polnische Propaganda, Kontakte mit Deutschland (vor allem auf privater Ebene), Einfluss der Kirche und der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR). Der Referent nannte auch den Mangel an Quellen (außer den offiziellen) als ein Hindernis bei weiteren Forschungen. Umso wichtiger seien alle Bemühungen – unter anderem seitens des Forschungszentrums – um den Erhalt der Dokumente, Briefe und Bilder, die sich bis heute in privaten Händen befänden.

In drei folgenden Vorträgen präsentierten die Autoren die Lage der Minderheit in anderen Regionen, die – im Vergleich zu Oberschlesien – manchmal in Vergessenheit geraten. Dr. Magdalena Lemańczyk (Kaschubisches Institut) referierte über die Deutschen in Woiwodschaft Pommern. Sie wies auf die Unterschiede innerhalb dieser Gruppe hin. Sowohl die Ausgangslage, wie auch die aktuelle Situation im Bereich der Sprache und der Tradition seien stark vom Wohnort abhängig. Eine besondere Gruppe würden die „alten“ Danziger bilden – auf dem Lande gebe es hingegen viele Mitglieder der Minderheit mit gemischter deutsch-polnisch-kaschubischer Identität.

An seine Interviews mit alteingesessenen Masuren und Ermländern knüpfte Prof. Krzysztof Gładkowski (Ermland-Masurische Universität in Allenstein) an. Er schilderte die dramatischen Erfahrungen der Einwohner Ostpreußens in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und erklärte, dass diese Zeit sehr prägend für das weitere Schicksal dieser Gruppe gewesen wäre. Im Vergleich zu Pommern und Niederschlesien seien in Ermland und Masuren zwar relativ viele Deutsche geblieben, doch die Integrationsversuche, nicht zuletzt aufgrund der religiösen Unterschiede, seien gescheitert. Die meisten Deutschen hätten die Region in den Migrationswellen verlassen.

Dr. Irena Kurasz (Breslauer Universität) referierte über die deutsche Minderheit in Niederschlesien. Auch dort seien nach 1945 viele deutsche Bewohner geblieben – diese aber wären auch als solche anerkannt und behandelt gewesen – mit allen Vor- und Nachteilen. Das größte (in Einzelfällen bis heute nicht gelöste) Problem stelle der Staatsangehörigkeitsstatus. Die meisten Deutschen seien in den Jahren 1957-62 ausgewandert. In vielen Verbänden der Minderheit würden heutzutage die nach Niederschlesien zugezogenen Oberschlesier dominieren.

       



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