Publikation

Deutsche Oberschlesier. Ein biographisches Lexikon

Das Lexikon ist eine weitere polnischsprachige, im Rahmen des Projektes "Lokale Geschichte am Beispiel ausgewählter Kreise, Städte und Gemeinden" herausgegebene Veröffentlichung des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Sie gehört zu den Publikationen, die man in seinem Bücherregal nicht vermissen sollte. Diese Veröffentlichung kann vor allem dabei helfen, die Kenntnisse über die Geschichte Oberschlesiens und Persönlichkeiten, die sie beeinflusst haben, neu zu ordnen. Für den Leser, der über die Geschichte der Region bisher nur wenig wusste, wird die Publikation zu einem Reiseführer durch ein unbekanntes Land, denn Oberschlesien und das deutsche kulturelle Erbe der deutschen Oberschlesier bleibt im Bewusstsein vieler Polen, auch der jetzigen Einwohner der Woiwodschaften Schlesien und Oppeln, vielfach ein noch unentdecktes Land.

Das Lexikon enthält 119 biographische Noten, was selbsverständlich bedeutet, dass eine weitgehende Selektion vorgenommen werden musste und dass sich die Autoren auf Persönlichkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert konzentrierten. Im vorliegenden Lexikon finden wir sowohl berühmte Persönlichkeiten als auch solche, die bisher nur Historikern und Wissenschaftlern bekannt gewesen sind. Alle verbindet allerdings eines: Sie haben für Oberschlesien eine wichtige Rolle gespielt , dabei oft auch kontrovers. Darüber hinaus werden sie von der deutschen und polnischen Historiographie nicht selten unterschiedlich beurteilt.

Die im Lexikon vorgestellten Persönlichkeiten wurden in einige Kategorien geteilt. So findet der Leser unter der Überschrift "Priester, Theologen, Nonnen und Philosophen" unter anderem folgende Namen: Bernard Bogedain, Georg von Kopp und Joseph Martin Nathan. Unter den "Beamten, Politikern und Unternehmern" finden Franz Ballestrem, Friedrich Grundmann und Carl Ulitzka ihren Platz. Im Kapitel "Wissenschaftler, Ingenieure und Ärzte" lesen wir über Kurt Alder, Julius Roger und Otto Stern. Unter den "Musikern" findet man Joseph Elsner, Michael Jary und Franz Wachsmann und unter den "Malern und Zeichnern" Hans Bellmer, Georg Heyduck sowie Vinzent Mrziglod. In dem den "Bildhauern und Architekten" gewidmeten Kapitel ist von Theodor Kalide, Thomas Myrtek und Leo Schendzielorz die Rede. Unter den "Schriftstellern, Dichtern, Übersetzern und Herausgebern" finden wir Gustav Freytag und August Schiltis, unter den "Schauspielern und Sportlern" dagegen Willy Fritsch, Georg Thomalla und Ernst Willimowski.

Gerade Ernst Willimowski schließt die Publikation ab, denn er ist quasi ein Symbol - ein Symbol, das frei ist von nationalistischen Gefühlen. Dieser große Fussballspieler des "Ruch" Chorzów und der polnischen Nationalmannschaft spielte später auch für den 1. FC Kaiserslautern und die deutsche Nationalmannschaft. Er ist eines der besten Beispiele für einen Vertreter einer Grenzregion, dessen Schicksal und Lebensweg sehr stark von der Geschichte und den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts determiniert wurden. Sein Name könnte mit Sicherheit auch in einem anderen Lexikon seinen Platz finden, nämich in dem der polnischen Oberschlesier. Übrigens, wenn wir uns in die Lebensläufe vieler anderer Persönlichkeiten aus diesem Lexikon vertiefen, werden wir uns leicht überzeugen können, dass viele von ihnen am Berührungspunkt unterschiedlicher Kulturen, Religionen oder auch Sprachen (Polnisch, Mährisch) großgeworden sind, wie z. B. der vor mehr als zehn Jahren verstorbene große Schriftsteller Hans Lipinsky-Gottersdorf, der von Literaturkritikern als "Preuße mit slawischer Seele" bezeichnet wurde. Dabei waren sie beide keine Juden, sondern Protestanten. Die oberschlesische Heimat hat ihnen - und auch vielen andreren in unserem Lexikon erwähnten Persönlichkeiten, unabhängig von ihrer nationalen Zugehörigkeit, Konfession und Sprache - zahlreiche Lebenstragödien und Zerwürfnisse nicht erspart.

Wer weiß, ob diese Publikation eines Tages in Oberschlesien als Fundus im Rahmen von Bennenungen öffentlicher Einrichtungen oder Straßennamen dienlich sein wird?

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