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Rede von Erzbischof Prof. Alfons Nossol anlässlich der feierlichen Eröffnung des XI. Schlesien Seminars, Schloss Groß Stein, 25. September 2006


Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich möchte mich den Begrüßungsworten anschließen. Sie befinden sich auf dem Gebiet der Erzdiözese Oppeln, in Groß Stein, welches nicht nur das Zentrum für Kultur und Wissenschaft der theologischen Fakultät der Universität Oppeln, sondern auch die heilige Stätte des Heiligen Hyazinthist. Eingangs, darf ich mit Freude sagen, dass wir nächstes Jahr den 750. Todestag des ersten Dominikaners nördlich der Alpen begehen, der in diesem Schloss geboren und dem die Mönchskutte noch vom Ordensgründer selbst, dem Heiligen Dominik, überreicht wurde. Laut den historischen, aber auch teilweise legendären, Überlieferungen, soll die heutige Schlosskapelle der Geburtsort dieses großen Europäers, großen Polen und gleichzeitig großen Schlesiers gewesen sein, auf den wir stolz sind. Denn er wurde hier, auf diesem Gebiet, geboren und wie auch einige Historiker unterstreichen, sind hier die Ursprünge des berühmten Odrowąż-Geschlechts zu finden, welches zu einem kulturellen und politischen Machtfaktor in Krakau und ganz Kleinpolen wurde.
Das Thema des heutigen Treffens wurde von verschiedenen Seiten mit formuliert, die Hauptverantwortung obliegt jedoch dem Haus der Deutsch - Polnischen Zusammenarbeit. Kein Institut oder politische Institution, sondern das Haus der Deutsch - Polnischen Zusammenarbeit und Sie, meine verehrten Damen und Herren, sind eben die Gäste dieses Hauses. Zu Hause spricht man für gewöhnlich auf familiärere Art und Weise, ohne politische Konnotationen, ohne jedwede ideologische Aspekte, sondern mit dem Gefühl, eine gemeinsame Familie zu sein, ob man dies will oder nicht. In der Familie wird einem auch nicht eine vereinheitlichte Identität, Ansicht oder Herangehensweise an wichtige Fragen auferlegt. Denn die Atmosphäre unseres Heimes kreiert ein besonderes Klima der Unmittelbarkeit, Ehrlichkeit und Möglichkeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn wir von neuen Herausforderungen in Bezug auf die Zusammenarbeit der Polen und Deutschen sprechen, sind wir uns der aktuellen Situation, aber auch des konstruktiven Blicks in die Zukunft bewusst. Wie kann das Zuhause, diejenigen die diese große, gemeinsame Familie bilden, in diese Zukunft blicken? Dies ist deren Zukunft. Die Zukunft des Landes, in dem wir leben, die Zukunft der Mehrheit und natürlich auch die Zukunft der nationalen Minderheit und den Minderheiten liegt immer viel an der Tatsache, dass es der Mehrheit so gut wie möglich geht und die Verhältnisse geordnet sind.  Die anthropologischen, humanistischen Verhältnisse, jene einer großen vaterländischen Familie, wirtschaftliche, politische und kulturelle Verhältnisse. Denn je besser und glücklicher sich die Mehrheit befindet, je größer die Zufriedenheit ist, die sich aus den Perspektiven und dem Meistern der Herausforderungen ergibt, desto besser wird es auch der Minderheit gehen.
Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass im Zusammenhang mit dem erwähnten Jahrestag, hier in Groß Stein die Plenarsitzung der polnischen Bischofskonferenz vom 15. bis 17. Juni stattfinden wird. Die Sitzung ist für den Freitag und Samstag anberaumt, die Feierlichkeit für Sonntag, den 17. Juni, hier vor dem Schloss. Es sind dies die Feierlichkeiten, die mit diesem großen Jahrestag verbunden sind, der für das ganze Vaterland und das schlesische Gebiet im europäischen Kontext so wichtig ist, denn der HeiligeHyazinth Odrowąż war auch einer der ersten großen Europäer, der hier auf diesem Gebiet geboren wurde und ständig seinen Blick gen Europa gewandt hatte. Er bemühte sich um die  Errichtung kultureller und religiöser Stätten in Europa, um auch für diese ganze große familiäre Gemeinschaft die Gnade des Himmels zu erbitten. Er sah zu, dass über uns, unserem Gebiet, unserem schönen Land, der Himmel immer offen sein würde. Diese Feierlichkeiten werden unser aller Wohl sein, vor allem für den Dominikanerorden in Polen. Binnen kurzer Zeit wird Pater Góra sich aus diesem Anlass hier einfinden, um Art, Umsetzung und landesweite Präsentation der Feierlichkeiten mit der Diözese, der polnischen Bischofskonferenz und dem Orden zu besprechen.

Eine kurze Anmerkung bezüglich des Themas, welches für uns alle wichtig ist. Es ist zu begrüßen, dass unter den Vorträgen des Seminars auch der ekklesiologisch-kirchliche Aspekt des polnisch - deutschen Verhältnisses, im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschen vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen, zu finden ist. Denn der Beginn dieser Zusammenarbeit ist in den Gesprächen während des zu Ende gehenden zweiten vatikanischen Konzils zu sehen, wo die polnischen Bischöfe den heroischen Akt der berühmten Botschaft vollendeten, die jene so bedeutungsvollen Worte beinhaltete, welche seitdem jeden polnisch-deutschen Dialog, jede Annäherung zwischen den beiden Nationen, jede Initiative einer Friedensvision, einer Verbrüderung, die Vision des gemeinsamen Hauses, begleiten. Dieser heroische Akt mit dem berühmten Worten "Wir vergeben und bitten um Vergebung". Dies setzte eine wahrlich heroische Initiative unserer Bischöfe voraus und wäre ohne den Hintergrund des zu Ende gehenden zweiten vatikanischen Konzils nicht möglich gewesen. Auch wissen wir, dass das Konzil nicht nur von gesellschaftlicher, politischer und kirchenpolitischer Bedeutung war, sondern auch die Dimension Heiligen Geistes beinhaltete. Jener Heilige Geist, der mit seiner Kraft, der Macht seiner Wahrheit, seiner Liebe und Freude seit dem ersten Apostelkonzil des Jahres 50, über die weiteren Konzile bis zum erwähnten zweiten vatikanischen Konzil, präsent ist. Und eben jene Präsenz des Heiligen Geistes führte zum Wahrwerden jenes heroischen Akts, der seitdem beispielgebend für alle Versuche zur Konkretisierung internationaler, ethnischer und kultureller Verhältnisse ist. Denn nämlich dieser Heroismus unserer Bischöfe wurde von der Macht des Heiligen Geistes getragen. In jüngster Zeit wurden wir ebenfalls Zeugen dieses Wirkens und dies betrifft auch unmittelbar die deutsch-polnischen Beziehungen, denn weder wir in Polen, noch die Christen in Deutschland - wenn dies nur von ihnen abhängig gewesen wäre - hätten Kardinal Ratzinger zu Benedikt XVI gewählt. Den Luxus, nach dem polnischen Papst einen deutschen Papst zu erhalten, konnte sich nur der Heilige Geist leisten. Nach dieser Wahl sollten wir aus diesem Grund auf gewisse Weise den zweiten Weltkrieg als endgültig beendet ansehen und uns folglich bemühen, unser Verhältnis dementsprechend zu pflegen. Von welcher Bedeutung diese Wahl, nach der Zeit des Gottesdieners Johannes Paul II, gezeichnet war, konnten wir während der ersten offiziellen Auslandsreise des Papstes als Seelsorger sehen, als er im Mai dieses Jahres nach Polen kam. Ein lang mit mir befreundeter Dozent, welcher alles was Deutsch ist nicht gutheißt, sagte zu mir: "Weißt Du, als der Papst gekommen ist, dachte ich mir: nun ist der Papst aus Deutschland eingetroffen, aber als er wieder abreiste, kam ich zu dem Schluss: obwohl er als Deutscher ankam, reiste er als unser Heiliger Vater ab". Unser gemeinsamer Heiliger Vater! Wieder etwas Häusliches, wieder etwas Familiäres.

Deshalb appelliere ich an die Verantwortlichen im Sinne dieses Hauses, für seine Existenz. Denn es ist dies das einzige Haus seiner Art. Ich wiederhole: keine Institution, kein Zentrum, keine Art von Verband, sondern ein authentisches, wahres Haus. Möge das Haus allen neuesten Herausforderungen die Stirn bieten, vor allem in Bezug auf den ja immer noch schwierigen deutsch-polnischen Dialog.

Ich meine, dass hier drei Schritte unabdingbar sind: erstens, die Aufgabe alle a priori auftretende Vorurteile von beiden Seiten abzulegen, als nächstes muss der heroische Akt der Entgiftung des Denkens und der Ideen umgesetzt werden und drittens, muss die Erinnerung gesunden. Dann wird die häusliche Atmosphäre das Übrige tun und der Heilige Geist, der seine wohltätige Kraft bei diesen zwei Ereignissen dargeboten hat, wird immer mit uns sein.

Heute wissen wir, dass wir alles im europäischen Kontext, dieser großen Völkerfamilie, sehen müssen. Der Heilige Vater, Johannes Paul II, hat uns in Polen ständig daran erinnert, dass wir andere Nationen, andere Völker lieben lernen müssen und zwar so wie unser Eigenes. Dieses Erbe ist das Wichtigste. Denkmäler zu errichten ist nicht schwer, aber solch ein Denkmal in unseren Herzen, Gedanken und Willen zu erschaffen, dies ist nachhaltiges Schaffen und betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen unseren Völkern, sondern das Verhältnis zur gesamten europäischen Gemeinschaft, damit jene zu einer Gemeinschaft des Geistes, der Werte und der Kultur wird. Darum möchten wir alles unternehmen, um in diesem Geiste unser Verhältnis zu sehen, es  dementsprechend pflegen, gestalten und in diesem Sinne auch allen neuen und neuesten Herausforderungen die Stirn bieten können. Erst wenn wir auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene alles getan haben, was in unserer Macht steht, können wir in unseren Kirchen sagen: "Herrgott, Du kennst mein Gestern. Ich opfere Dir mein Heute. Bitte kümmere Dich um mein Morgen". Diese Atmosphäre, diesen Aspekt des gegenseitigen Verständnisses und die damit verbundenen Elemente wünsche ich Euch für die Zeit des diesjährigen Schlesien Seminars aus tiefstem brüderlichen Herzen. Grüß Gott.



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