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"Grenzgänger zwischen Deutschen und Polen. Erzählte Zeiten, erzählte Menschen, erzählte Orte"


"Gut möglich, dass mit der Zeit alle Grenzen verschwinden.
Eine nach der andreren. Was denken Sie, Paul?
Ist das möglich? Europa ohne Grenzen."

(Henryk Waniek, "Finis Silesiae")

Im Jahre 2007 wurde der 85. Jahrestag der Grenzziehung durch Oberschlesien begangen. Aus diesem Anlass bereitete das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit eine Ausstellung zum Thema "Grenzgänger zwischen Deutschen und Polen. Erzählte Zeiten, erzählte Menschen, erzählte Orte" vor, die über das Alltagsleben der Menschen des ehemaligen deutsch-polnischen Grenzgebiets erzählt. Die Ausstellung wurde im November und Dezember des vergangenen Jahres im Gleiwitzer Sitz des Hauses.

Zurzeit wird die Ausstellung in der Filiale des Muzeum Górnośląskie in Bytom / Beuthen (ul. W. Korfantego 34) präsentiert, wo sie bis Ende April zu besichtigen ist.

Unser Ziel war es, diese Ausstellung als Wanderausstellung zu gestalten. Das rege Interesse an der Grenzthematik und die daraus resultierende Popularität der Ausstellung haben dazu beigetragen, dass die Ausstellung im Jahre 2008 in ausgewählten Kultureinrichtungen unserer Region präsentiert wird. Über die einzelnen Vernissagen werden wir auf unserer Webseite und im Veranstaltungskalender des HDPZ informieren.

Nach der turbulenten Zeit der Aufstände und des Plebiszits wurde vom Botschafterrat in Genf im Herbst 1921 der endgültige Verlauf der deutsch-polnischen Grenze in Oberschlesien festgelegt. Eine seit Jahrhunderten zusammengewachsene, multikulturelle Region sollte fortan im Rahmen zweier verschiedener Staaten funktionieren. Nach der Bekanntgabe der neuen Grenzziehung setzte die "erste oberschlesische Völkerwanderung" ein. Ca. 200.000 Einwohner des ehemaligen Abstimmungsgebiets wechselten bis 1924 ihren ständigen Wohnsitz. Die einen wollten weiter als deutsche Bürger in Deutschland leben, die anderen ihren Traum vom polnischen Oberschlesien in Erfüllung bringen. In dieser deutsch-polnischen Grenzfrage gab es keine Gewinner.

Sieger in diesem deutsch-polnischen Konflikt um Oberschlesien gab es keine. Vielmehr waren beide Seiten, allen voran die Wirtschaft, mit dem Verlauf der neuen Grenze nicht zufrieden. Auch für die Bevölkerung des nun geteilten Landes bedeutete die neue Grenzziehung zahlreiche Probleme. Im Rahmen einer weltweit beispiellosen Aktion, die nur mit der späteren Teilung Berlins verglichen werden könnte, wurde die Grenze im oberschlesischen Industriegebiet - einem der größten Ballungszentren Europas - buchstäblich zwischen Häusern und Höfen gezogen, nicht selten auch quer durch Industrieanlagen.

Die deutsch-polnische Grenze existierte nur 17 Jahre: vom Juni 1922 bis September 1939. Seit dem 1. September 1939 gibt es keine "zwei Oberschlesien" mehr. Doch die Folgen der Grenzziehung sind langfristiger als die Teilung selbst. Seit 1922 besitzen die Oberschlesier verschiedene Reisepässe, dienen in verschiedenen Armeen und spielen in verschiedenen Nationalmannschaften. Auch wenn deutsches Oberschlesien nicht mehr existiert, existieren nach wie vor deutsche Oberschlesier.

Mit unserem Projekt wollen wir einerseits das über lange Zeit heikle und verschwiegene Thema popularisieren, andererseits ist uns bewusst, dass die letzen Augenzeugen bald nicht mehr unter uns sein werden. So sollte das Projekt neben dem Bildungs- auch einen Dokumentarcharakter haben. Hunderttausende Oberschlesier wohnen heutzutage im ehemaligen Grenzgebiet. Nur den wenigsten von ihnen ist die vielschichtige Vergangenheit ihrer Heimatorte bewusst. Dabei werden sie nicht selten mit den "stummen Zeugen" der Geschichte konfrontiert. Vielerorts stehen noch deutsche und polnische Zollhäuser sowie grasbewachsene Grenzbunker.

Das Hauptziel des Projektes besteht darin, das beinahe komplett vergessene Stück oberschlesischer und dadurch auch deutsch-polnischer Geschichte einem breiteren Publikum, vor allem aber Jugendlichen, näher zu bringen. Im Rahmen einer Ausstellung und einer Veröffentlichung wollen wir nicht nur auf die Dramatik der Grenzziehung hinweisen, sondern gleichzeitig - auf Zeugenberichte gestützt - unterstreichen, dass in Oberschlesien trotz vieler turbulenter Ereignisse auch in den 1920er und 1930er Jahre ein normales, friedliches Zusammenleben von Deutschen und Polen möglich war.

Mit dem Projekt wollen wir die heutigen Einwohner Oberschlesiens auf eine Zeitreise nehmen. Es wird den Besuchern unserer Ausstellung ja nicht so schwer fallen, sich in die 1920er Jahre zu "versetzen" und sich vorzustellen, was für die Oberschlesier Anno Domini 1922 die Teilung ihrer Region bedeutete. Bestimmt war für sie die neue Grenzziehung anfangs genauso unvorstellbar, wie die für uns wäre, die wie hier Anfang des 21. Jahrhunderts leben. Begeleitend dazu soll die Bedeutung des europäischen Einigungsprozesses mit dem allmählichen Zerfall einstigen Stellenrangs von staatlichen Grenzen in Europa vor Augen geführt. Mit unserem Vorhaben soll das Bewusstsein der heutigen Bewohner der Region für das Multikulturelle an Oberschlesien erweckt bzw. gestärkt werden. Die multikulturelle Geschichte Oberschlesiens, vor allem aber die Geschichte der durchaus positiven deutsch-polnischen Beziehungen auf der Ebene der "Normalbürger", ist nach wie vor in dem Bewusstsein der Einwohner, aber auch in der Öffentlichkeit, viel zu wenig präsent.

Im Rahmen der Ausstellung und der Veröffentlichung wollen wir die materiellen und immateriellen Überreste der deutsch-polnischen Grenze in Oberschlesien (1922 - 1939) präsentieren. So wird anhand von Bildmaterialien die Grenzziehung an den interessantsten Orten veranschaulicht. Auch an zahlreiche weitere Grenzkuriositäten wird mit Bildern und Zeugenberichten erinnert (wie z. B. die unterirdische Grenzziehung in den Bergwerken). Im Rahmen des Projektes wurden Interviews mit Einwohnern der ausgewählten ehemaligen deutschen und polnischen Grenzortschaften durchgeführt. Einerseits waren es ältere Personen, die die Grenze noch "live" erleben konnten und über ihre damit verbundenen Erlebnisse berichtet haben. Andererseits wollten wir jüngere Generationen (Wissenschaftler, Historiker, aber auch Schülerinnen und Studierende aus der Region) fragen, inwiefern die Grenze in den Köpfen der heutigen Einwohner Oberschlesiens noch präsent ist. 

 

Mitveranstalter der Ausstellungspräsentation:

  • Muzeum Górnośląskie in Bytom

Projektpartner:

  • Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit;
  • Marschallamt der Woiwodschaft Schlesien;
  • Stadtmuseum in Zabrze;
  • Museum in Racibórz / Ratibor ;
  • Museum in Tarnowskie Góry / Tarnowoitz;
  • Staatsarchiv in Kattowitz sowie Abteilung in Gliwice / Gleiwitz
  • Techmex S.A.

Zusammenarbeit beim Projekt:

  • Verein "Artefakty";
  • Verein "Pro Fortalicium";
  • Stadtbibliothek in Bytom / Beuthen;
  • Landesmuseum in Rattingen-Hösel.

Medienpartner:

  • Gazeta Wyborcza;
  • Radio CCM.

 

KONTAKT: Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, Abteilung für Kulturprogramme: E. Więcek, K. Sekuła, K. Zawada.
Ausführliche Informationen: Elżbieta Więcek, Leiterin der Kulturprogramme, Tel. 32/ 232 49 02 Durchwahl 112, Fax: 32/ 232 49 01; E-mail: elzbieta.wiecek@haus.pl

oder

Muzeum w Bytomiu, pl. Jana III Sobieskiego 2, tel.: 32/281 82 94; tel./fax: 32/281 34 01, e-mail: mgbytom@us.edu.pl; Filia Muzeum, ul. Wojciecha Korfantego 34, tel.: 32/281-97-33 Die Satelitaufnahmen wurden durch Techmex S.A. bereitgestellt



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