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Ende September/Anfang Oktober fand auf dem Schloss in Groß Stein das 15. Schlesienseminar statt


"Deutsch-polnische Verträge aus den Jahren 1990 und 1991 und deren Konsequenzen für Schlesien" - 15. Schlesienseminar

im Zeitraum vom 29. September bis zum 3. Oktober 2010, Kamień Śląski/Groß Stein

Ende September/Anfang Oktober fand auf dem Schloss in Groß Stein das 15. Schlesienseminar statt, welches von Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit gemeinsam mit der Seelsorge der Nationalen Minderheiten der Diözese Oppeln, dem Verein der St. Karl Borromäus Bibliotheken, dem Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, dem Joseph-von-Eichendorff-Konservatorium, sowie dem Verein zur Pflege Schlesischer Kunst und Kultur veranstaltet wurde.

Das diesjährige Seminar wurde von dem Hauptthema die "Deutsch-polnischen Verträge aus den Jahren 1990 und 1991 und deren Konsequenzen für Schlesien" begleitet. Mit den einleitenden Begrüßungsworten von den Sejmabgeordneten und Präsidenten des Hauses der Deutsch-Polnische Zusammenarbeit Ryszard Galla, den Erzbischof Jan Kopiec, den Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland aus Breslau Bernard Brasack und den Oppelner Woiwoden Ryszard Wilczyński hat das diesjährige Schlesienseminar begonnen. Alle wünschten sich ein gutes Gelingen der Konferenz und betonten, dass zwar bis zum heutigen Tag viel im Bereich der deutsch-polnischen Beziehungen gemacht wurde, viel noch zu ausarbeiten ist. Der Blick nach Vorne war von Nüchternheit, aber auch Zuversicht und dem Gedanken der Offenheit und Betonung der Multikulturalität der Region geprägt. Das Seminar sollte nicht nur eine Bilanz über das bisher Erreichte ziehen, sondern zeigen, mit welchen Bereichen man sich noch intensiver in der Zukunft auseinandersetzen muss.

Das Programm des Seminars lief dem Programm entsprechend. Der erste Tag der Veranstaltung bot einen spannenden Einblick in die wichtigsten Aspekte der deutsch-polnischen Verträge und deren Bedeutungen für Polen und Deutschland. Ein bedeutender Punkt war die Feststellung von Prof. Dr. Ziemer, der von 1998 bis 2008 Direktor des Historischen Instituts in Warschau war, dass die gegenseitige Akzeptanz zwischen den beiden Völkern stetig steigt und von viel Sympathie, unabhängig von politischen Entwicklungen und Diskrepanzen, geprägt ist. Prof. Dr. Ziemer sprach von einer Entemotionalisierung und Normalisierung in den gegenseitigen Beziehungen.

Prof. Dr. Jerzy Sułek, der an der Ausarbeitung der deutsch-polnischen Verträge beteiligt war, betonte die wichtige Rolle der damaligen polnischen Verhandlungsführer. Laut Dr. Sułek machten die von polnischer Seite angestoßenen Vereinbarungen den inhaltlichen Großteil der Traktate aus. Ihr wichtigster Sinn bestand darin, den polnischen Staat im Westen zu verankern. Vor allem die Bedeutung der Artikel 20, 21 und 22, die die Existenz einer Minderheit anerkennen, wurde wiederholt hervogehoben.

Die Beiträge und Diskussionen im Seminarsblock Medien und Kulturwelt, waren der Wahrnehmung und Darstellung der deutsch-polnischen Beziehungen und der kulturellen Entwicklung Schlesiens gewidmet. Prof. Dr. Nierenberg aus der Universität Oppeln stellte eine umfassende, kontroverse Auswahl von Zeitungsartikeln aus der schlesischen Presse vor, die einen Überblick in die Presse der vergangenen 20. Jahre verschaffen sollten. Der Vortrag entfachte eine rege Diskussion über die Darstellung der Minderheit und ihre Wahrnehmung durch die Mehrheit in der jüngsten Vergangenheit. Prof. Krzysztof Ruchniewicz vom Willy Brandt Zentrum der Universität Breslau verwies hingegen auf die nicht von Emotionen getragene, positive Wahrnehmung dieses Themas in dem besagten Zeitraum.

Am dritten Seminartag widmeten wir uns der Rolle der Kirche in den deutsch-polnischen Beziehungen. Der Weihbischof der Diözese Oppeln Jan Kopiec und Pfarrer Wolfgang Globisch, Seelsorger der nationalen Minderheiten der Diözese Oppeln in den Jahren 1990 bis 2010, zählten zu den vielen anwesenden Persönlichkeiten des Kirchentages. Im Vordergrund der Gespräche stand die Rolle, die die Kirche in den Konflikten zwischen Polen, Deutschen und Schlesiern gespielt hat.

Den Höhepunkt des 15. Schlesienseminars bildete die Vortrags- und Diskussionsreihe bezüglich der nationalen und ethnischen Minderheiten. Dabei ging es um die Situation der Deutschen Minderheit in Polen einerseits und um die Situation der polnischsprachigen Gemeinschaft in Deutschland andererseits. Vertreter verschiedener Minderheitenorganisationen aus Oppeln und Schlesien hatten die Gelegenheit, die Schwierigkeiten in ihrer Tätigkeit anzusprechen und Perspektiven für die weitere Arbeit aufzuzeigen. Der Staatssekretär Tomasz Siemoniak aus dem polnischen Innenministerium und Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesrepublik für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sprachen von der Rolle der Minderheit - und hier vor allem der deutschen Minderheit - im europäischen, politischen wie kulturellen Kontext. Beide äußerten sich zu Problemen der Minderheit, u.A. der Selbstwahrnehmung und Präsentation der Minderheit in der Gesellschaft. In einer anschließenden Pressekonferenz stellten sie sich den Fragen lokaler Journalisten und unterstrichen das Vorhaben der engen Zusammenarbeit auf dem Gebiet eines gemeinsamen deutsch-polnischen Arbeitskreises.

Frau Agnieszka Walter-Drop, Gesandte von der polnischen Botschaft aus Berlin und Herr Sebastian Nikol, Autor einer Analyse über die Polnischsprachige Gruppe in der Bundesrepublik brachten den Teilnehmern die Lage dieser Bevölkerungsgruppe näher. Prof. Dr. Grzegorz Janusz von der Marie Sklodowska Universität in Lublin und Herr Bernard Gaida, Präsident des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, schilderten die Lage der deutschen Minderheit in Polen. Józef Sebesta, Marschall der Woiwodschaft Oppeln, nahm auch am Tag der Deutschen Minderheit statt.

Mit einem Ausflug zum symbolträchtigen St. Annaberg ging am Sonntag die Tagung zu Ende.

Ein attraktives Abendprogramm fand jeden Tag nach den Referaten und Diskussionen statt. Joanna Filipczyk-Topolnicka aus dem Museum des Oppelner Schlesiens stellte das vergessene Werk des begabten Oppelnen Malers Carl Hermann aus der Romantik vor. Dr. Daniel Pietrek aus der Oppelner Universität begeisterte die Seminarteilnehmer für das Leben und Werk des schlesischen Dichters, Prosaikers, Essayisten und Dramaturgen Horst Bienek. Musikalisch wurde das Angebot mit einer musischen Lesung von Michał Zarych, Oskar Koziołek und Lucyna Glezner-Sun in der Hl. Hyazinth Kirche in Groß Stein abgerundet. Den fenomenalen Abschluss bildete ein Konzert der Schlesischen Kammersolisten aus der Schlesischen Philharmonie. So konnte das lehrreiche Tagesprogramm durch kulturelle Abende vervollständigt werden.

Die traditionellen Debatten auf dem Schloss Groß Stein bieten den Bewohnern unserer Region seit Jahren eine gute Gelegenheit zur Teilnahme an einem Diskussionsforum mit wichtigen Persönlichkeiten aus dem Bereich der Politik, Wissenschaft und Kultur aus Deutschland und Polen. Sie dienen weiterhin einem offenen Gedanken- und Erfahrungsaustausch in einer vertrauensvollen und aufgeschlossenen Atmosphäre.

Mit dem 15. Schlesienseminar konnte diese Tradition erfolgreich fortgeführt werden und es wurde die Möglichkeit gegeben, wichtige Themen rund um die Problematik der deutsch-polnischen Beziehungen und deren Bedeutung für die Entwicklung Schlesiens, mit besonderer Berücksichtigung Schlesiens als einer Region der kulturellen Vielfalt, zu besprechen.

Die thematischen Präsentationen waren sehr interessant, die Wortmeldungen der Teilnehmenden entsprechend zahlreich. Die Diskussionen dauerten teilweise bis über den geplanten Programmzeitrahmen hinaus, was zeigte, dass die Thematik der deutsch-polnischen Verträge aus den Jahren 1990 und 1991 auch heute noch höchst aktuell ist und dass ihre Konsequenzen nicht nur für Schlesien von Bedeutung sind. Die Veranstalter werten dies als absoluten Erfolg des 15. Schlesienseminars und planen bereits das kommende Jahr. Zwar steht das Thema des 16. Seminars noch nicht fest, jedoch möchten wir Sie schon jetzt herzlich zur Teilnahme einladen.

Die Schirmherrschaft über das Schlesienseminar übernahmen: die Marschälle der Woiwodschaft Oppeln, Schlesien und Niederschlesien.

Die Medienschirmherrschaft wurde von folgenden Medien übernommen: Gazeta Wyborcza, Nowa Trybuna Opolska, Gość Niedzielny, Schlesisches Wochenblatt, Zespół Producencki ProFutura, Radio Opole, TVP Opole, TVP Katowice und TVS.

Das Projekt wurde aus Mitteln der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Oppeln, des  Bundesministeriums des Innern der Bundesrepublik Deutschland mitfinanziert.

Das Programm des Schlesienseminars 2010 sah wie folgt aus:

  • Mittwoch, den 29. September 2010: Einblick in die wichtigsten deutsch-polnischen Verträge und deren Bedeutungen für beide Partner
  • Donnerstag, den 30. September 2010: Wahrnehmung und Darstellung der deutsch-polnischen Beziehungen bzw. kulturelle Entwicklung Schlesiens
  • Freitag, den 1. Oktober 2010: Rolle der Kirche in den deutsch-polnischen Beziehungen
  • Samstag, den 2. Oktober 2010:  Nationale und ethnische Minderheiten
  • Sonntag, den 3. Oktober 2010: Abschluss des Seminars mit Besichtigung des St. Annabergs

Groß Stein/ Kamien Slaski, den 3.Oktober 2010



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